Fotografieren lernen, welche Kamera solltest du dir holen?

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Fast jeder Fotograf, der etwas aktiver ist auf Social Media oder auch offline hat schon diese eine Frage gestellt bekommen. Was für eine Kamera nutzt du?

Diese Frage möchte ich gerne aufgreifen und meine Meinung dazu schreiben. Hierbei soll es darum gehen, welche Kamera solltest du dir holen, wenn du Fotografieren lernen möchtest.

Die Megapixel sind superwichtig!

Urlaubsbilder Fotografieren
fotografiert mit Nikon D50

Du spürst hoffentlich die kleine Ironie in der Überschrift mitschwingen.
Es geht natürlich nicht primär um die Megapixel.
Ich weiß, es ist großartig und schön eine 45 Megapixel zu präsentieren wie eine 12 oder 24 Megapixel Kamera.

Doch hier ein paar Gedanken dazu.
Mehr Megapixel bedeutet, du brauchst mehr Speicher und du brauchst mehr Rechenpower für die spätere Bildbearbeitung. Ebenso hast du (Stand 2021) oft eine schlechtere Lowlight Qualität.

Bedeutet bei Events oder auch zu später Stunde, ist das Mehr an Megapixel eher von Nachteil. Hier haben die niedrigeren Megapixel oft bessere Resultate. Der Grund dafür ist die Dichte der Pixel auf dem kleinen Sensor. Einfach gesagt, mehr Zwischenraum, niedrigeres Grundrauschen und anders herum.

Mehr Megapixel sind jedoch nicht immer schlecht, das möchte ich gar nicht sagen. Ich fotografiere in bestimmen Situationen auch liebend gerne mit 45 MP wie mit 12 oder 24. Das ist zum Beispiel bei Portraits und Produkten.

Hier ein kleiner Gedankengang, wann ich gerne mit viel MP arbeite.
Portrait-Shooting im Studio, wenn vorher noch nicht ganz klar ist welcher Ausschnitt gewählt werden soll.
Produkte, generell! Hier ist es oft so, dass die Bilder auch für den Druck genutzt werden und deswegen lieber mehr MP.
Freie Arbeiten. Hier will ich einfach frei sein und weil ich natürlich auch ein Detailverliebter Retoucher bin, liebe ich es, wenn ich jede einzelne Pore sehe :-D.

So das war es auch schon.

Wo nutze ich eher weniger MP?
Eventfotografie, mach einmal eine Dokumentation mit 45 MP und du weißt von was ich rede.
Headshots die nur digital genutzt werden. Ebenso Portraits, die nur digital genutzt werden oder auf Visitenkarten kommen.

So und jetzt kommt wahrscheinlich ein Schock für alle Megapixel Verliebten, ich fotografiere die meisten Aufträge mit einer 12 MP Kamera :-O.

Wenn du Fotografieren lernen möchtest dann ist wichtig das System zu verstehen, Magapixel sind hier erst einmal zweitrangig. Behalte immer im Hinterkopf, für was du die Bilder nutzen willst. Sind deine Bilder größtenteils auf deiner Website oder auf den Sozialen Medien zu sehen, dann hast du dort eine Auflösung von vielleicht 2MP.

Aus diesem Grund spar dir lieber das Geld und investiere in ein gescheites Objektiv, am Ende findest du meine Empfehlungen zu Brennweiten für die Portraitfotografie.

Welches Budget hast du?

Wo wir schon beim Sparen sind. Was für einen Preisrahmen hast du denn generell?
Meine erste Kamera war die Nikon D50 mit einem 18-55mm Kit-Objektiv, dazu eine kleine Tasche, eine SD Karte von 2GB und 2 Akkus. Das Ganze habe ich gebraucht auf EBAY erstanden für damals ca 500 EUR.

Ich habe mir diese geholt während meiner Fotografen Ausbildung. Das bedeutet ich musste sparen. Keine Partys, kein Alkohol, keine Zigaretten für 2,5 Monate. Ich war 19 Jahre, ich denke du weißt was das für mich bedeutet hat.
Es war so ein geiles Gefühl diese Kamera endlich zu haben. Es war auch damals nicht die krasseste Kamera, jedoch war es meine erste DSLR die ich mir selbst geleistet hatte.

Überleg dir zuerst was du wirklich, wirklich brauchst. Leg dir einen Rahmen fest. Dann schau dich um was es alles gibt. Das Schöne an den heutigen Kameras ist, dass du egal mit welcher, ein super Ergebnis haben wirst. Die Technologie ist so extrem geworden es ist unfassbar.

Natürlich kenne ich auch die Gedanken die einen quälen, was wenn diese Kamera besser ist, was wenn ich doch mal in einen anderen Bereich gehen will?

Wenn du Fotografieren lernen willst dann zählt zunächst das du verstehst, wie es funktioniert.

Du musst das System verstehen

Blende Fotografie für Anfänger

Am Anfang solltest du deinen Fokus auf das Verstehen und Lernen legen.
Wenn du es verinnerlicht hast, dann kannst du jede Kamera nutzen und dich dann für eine bestimmte Marke und andere Kriterien kümmern.

Was meine ich mit Verstehen?

  1. Schau dir den Grundaufbau einer Kamera an.
  2. Wie spielt alles zusammen.
  3. Was bedeutet Blende, Zeit und ISO.
  4. Wie spielen diese drei Komponenten zusammen?
  5. Was ist Licht, wie kann ich es beeinflussen oder steuern.

Gerade am Anfang wirst du so viel mit der Technik beschäftigt sein das es egal ist ob du die beste Kamera der Welt in der Hand hältst oder nur die Second-hand von EBAY.
Oder willst du derjenige sein der von seiner Kamera geführt wird und sie die Bilder macht? Oder willst du die Kontrolle über die Bilder haben und deine Kreativität freien Lauf lassen?

Was ich damit meine?

Naja, es gibt so manche „Möchtegernfotografen“ die mir bei Aufträgen begegnen und mir voller Stolz zeigen mit was für einer tollen Kamera sie fotografieren. Natürlich das letzte Modell und auch das teuerste. Doch ein kleiner Blick auf die Einstellungen zeigen mir dass sie der Kamera die volle Kontrolle geben und in Vollautomatik Modus fotografieren. Die Bilder die ich dann über ein paar Ecken sehe, lassen mich einfach nur schmunzeln.

Bitte versteh mich nicht falsch, jedem das Seine. Doch ich bitte dich lerne Fotografieren, lerne wie alles zusammenspielt und geh dann an die Sache und hol dir die mega geile high Pixel Kamera. Nicht andersherum. Die Kamera ist nur so gut wie derjenige der dahinter steht ;-). Oder so wie ein Fotografie Lehrer mal gesagt hat. Das Bild entsteht nicht in der Kamera, sondern in dem Ding zwischen deinen beiden Ohren.

Also lerne Blende, Zeit und ISO und lege eher den Fokus auf den Bereich wo du fotografieren willst bevor du dir eine teure Kamera holst.

In welchen Bereich willst du fotografieren?

Hast du dich schon mal gefragt, was du fotografieren willst?

Mein Fokus war 2010 sehr auf Dokumentation und Portraits.
Das bedeutet, ich benötigte eine Kamera die gute Lowlight Funktionalität hat und auch gut mit natürlichem Licht kann. Ebenso sollte sie mein Alltags Working Horse werden. So habe ich mich damals für die D700 und ein 28-75mm f2.8 von Tamron entschieden. Und das tolle ist, diese Kamera macht nach über 10 Jahren und über 75.000 Auslösungen immer noch einen sau guten Job.

Was ist mit Aufträgen, die nach mehr verlangen?
Dann leihe ich mir eine bei Delight-Rent für genau diesen Job.

Such dir einen Bereich raus der dir richtig Spaß macht und wo du Tag und Nacht dich damit beschäftigen könntest und such nach einer Kamera, die genau dazu passt. Wenn du mal Ausflüge in die Produktfotografie oder High-End Beauty Retusche machst, dann leih dir doch einfach für diese Ausflüge das Equipment.

Für den Start würde ich dir raten das Budget so niedrig wie möglich zu halten und mehr Zeit in das Lernen von dem Zusammenspiel der Kamera zu legen, dass es dir in Fleisch und Blut übergeht.

Reicht auch ein Smartphone zum Fotografieren?

Wenn du das Budget so niedrig wie möglich halten sollst, dann fragst du dich bestimmt auch, ob nicht auch ein Smartphone seinen Job gut für den Anfang macht?

Ja, voll und ganz!

Die heutigen Smartphones haben sogar die Möglichkeiten in RAW zu fotografieren.
Was du natürlich nicht machen solltest, alles in Vollautomatik zu fotografieren.

Stell in deinem Smartphone in den Pro -Modus (so heißt es bei mir), einfach in den Manuellen Modus, wo du wirklich alles von Hand einstellen musst. Das geile an der Sache ist, du siehst genau was du da einstellst.

Nur ab einer bestimmten Zeit, verändert sich glaube ich nicht mehr viel, da ist es dann eher testen und noch mal testen. Aber das ist doch die beste Möglichkeit, um ein Verständnis zu bekommen wie die einzelnen Einstellungen zusammenspielen.

Ein Smartphone hat heutzutage eh jeder, deswegen, nutze es und lerne das Zusammenspiel und wenn du es verstanden hast, kauf dir eine Kamera.

Fazit

Du siehst ich gebe dir keine direkte Kaufempfehlung für eine bestimmte Kamera, dennoch hoffe ich das du einige Überlegungen mitnehmen kannst, bevor du dir eine Kamera anschaffst.

Einen kleinen Rat möchte ich dir dennoch geben, oder besser nicht dennoch geben, sondern einen Tipp für eine bestimmte Art von Kamera Typ. Und zwar eine spiegellose Kamera. Bei den meisten spiegellosen System hast du eine direkte Vorschau was du fotografierst im Sucher. So verlierst du nicht so schnell die Motivation und probierst mehr aus und spielst mehr herum. Das ist enorm wichtig und bringt dich auch weiter. Auch wenn ich immer noch etwas kritisch den spiegellosen Systemen gegenüberstehe würde ich es einem Einsteiger auf jeden Fall empfehlen.
Hier meine einzige Empfehlung, aber nur weil ich auch mit dem Gedanken gespielt habe mir diese Kamera als kleine Alternative zu holen.

Die Nikon Z50.

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Welche Kamera nutzt du?

Lasst uns eine Liste erstellen für alle Einsteiger, die mit der Fotografie starten und auf der Suche sind.
Welche Kamera nutz du und in welchem Bereich fotografierst du damit?

Die besten Brennweiten für Portraitfotografie

Hier meine Empfehlungen für alle die in der Portraitfotografie starten wollen.

50mm f1.8

Gerade am Anfang aus Kostengründen und auch um mit offenen Blenden zu fotografieren, ein 50mm f1.8. Diese Art Objektiv gibt es für fast alle Marken und sind oft recht günstig, sehr geil um damit Ganzkörper oder auch die amerikanische Einstellung zu fotografieren. Und um eben die offene Blende mal zu testen, was ein sehr schönen blurry Hintergrund macht.

28-75mm f2.8

Eine Allrounder Optik, diese Linse hat fast jeder Fotografen. Sie ist für sehr viele Situationen ausreichend, was sie so alltagstauglich macht. Diesen Brennweitenbereich gibt es auch oft für alle Marken. Manchmal ist es auch 24-70mm oder so ähnlich. Achte jedoch auf die durchgängige Blendenzahl von 2.8 oder besser 1.8.

85mm f1.4

Die ultimative Linse für Portraits, für mich jedenfalls. Du bist nicht zu weit weg und hast dennoch eine sehr große Brennweite, um ein schönen blurry Hintergrund zu bekommen. Ich habe jetzt schon ein paar Mal mit dieser Linse fotografiert und je nach Situation auch mit Blende 1.4 und es ist einfach überragend. Ich liebe diese Linsen.

Das sind meine drei Empfehlungen, um einzusteigen in die Portraitfotografie.
Je nach Budget und wenn es nur für eine Linse reicht, würde ich dir auf jeden Fall das Zoom 28-75mm f2.8 empfehlen.

Wie ich Business-Portrait fotografiere

business-portrait Stuttgart Bild

Ausdrucksstark und professionelle Business Portrait.
Dafür brauchst du teures Equipment?
Nein, definitiv nicht!
Ich fotografiere Business Portrait nur mit meinem mobilen Studio.

In diesem Artikel will ich dir zeigen wie ich das angehe.

Welches Equipment brauchst du

Ich kann mich noch erinnern was ich mir für einen Kopf gemacht habe.
Der erste große Auftrag stand an und ich hatte nur einen Blitz.
Der Auftrag bestand darin eine Reportage zu fotografieren.
Und nebenbei noch freiwillig Portraits, wer eben will.

Die Reportage bereitete mir kein Kopfzerbrechen.
Aber die Portraits.

– Was wenn der Blitz kaputt geht
– Was wenn mich jemand kritisiert
– Was wenn jemand an meiner Professionalität zweifelt

Und noch viel mehr ging mir durch den Kopf.
Oft haben mich solche Situationen dazu verleitet Imageeinkäufe zu tätigen.
Was wenn sich jemand mit Fotografie auskennt?
Zack, original Nikon Blitz gekauft.
Zack, original Nikon Objektiv gekauft.
Und und und….

business portrait Stuttgart Bild

Ist irgendein Fall von oben eingetreten?
Nein! Nie!

Oft waren die meisten Personen so sehr mit ihrem Outfit beschäftigt.
Dass es egal war was ich für Equipment verwende.
Deswegen, wenn du auch solche Gedanken hast, mach dir kein Kopf.

Jetzt aber zum Equipment.
Hier meine Liste was ich alles für ein Business Portrait dabei habe.
Und noch dazu in einen Rollkoffer und Tragetasche passt.
Quasi auch ICE-tauglich ;-)

Dauerlicht Set*
– Zwei Aufsteckblitze (Yongnuo 560 III* Nikon SB-900*)
Hintergrundsystem* mit Stoffhintergrund
– Nikon D700 und mein Tamron 28-75mm 2.8

Den Stoffhintergrund werde ich aber ersetzen.
Der ist einfach viel zu groß.
Für Business-Portrait reicht auch eine einfache Papierrolle.

Wie du den Aufbau machst

Ich muss gestehen ich war gefangen.
Und zwar in meiner Fotografenausbildung.
Ich hab nicht oft was Neues ausprobiert.

Don´t change a running System!

Das war aber definitiv der falsche Ansatz.
Ich traute mich nicht das Lichtsetup zu ändern.

Ganz klassisch, seitlich das Hauptlicht.
Von hinten ein Kopflicht und noch ein Hintergrundlicht.

So hab ich es gelernt und so hab ich es auch gemacht.
In freien Arbeiten hab ich immer mal wieder rumgespielt.
Aber bei Aufträgen wurde es nicht geändert.

– Was wenn es dem Kunden nicht gefällt
– Was wenn es nicht funktioniert und alles zu hell ist
– Wenn ich zu lange zum Korrigieren brauche

Da waren sie wieder, die Zweifel und Horrorszenarien im Kopf.
Ist etwas davon vorgekommen als ich es geändert habe?

Nein! Nie!
Die Reaktionen waren eher noch mehr Begeisterung.

Der aktuelle Aufbau für Business Portrait

Es ist eigentlich voll der easy Aufbau.
Und drauf gekommen bin ich durch Peter Hurley.
Er hat mit seinen Headshots und den Kinoflos sehr viel Aufmerksamkeit erregt.

Weil ich keine Kinoflos habe,habe ich es vereinfacht.
Im Prinzip ein Aufbau, wie bei Beautyaufnahmen.

Eine Softbox mit Aufsteckblitz benutze ich als Hauptlicht.
Diese ist mit einem Galgenstativ leicht über der Kopfposition.

Ein Dauerlicht mit einer schwachen Lampe kommt von unten.
Dieses Licht dient als Aufhellung.

Was bleibt noch übrig?

Richtig, zwei Dauerlichter.
Diese benutze ich als Hintergrundlicht.
Von Links und Rechts auf den Hintergrund.
So wird der Hintergrund fast rein Weiß.

Das Ganze als Skizze sieht dann so aus.
Bitte nicht über meine Zeichenkünste lachen, ich hab alles gegeben :-D.

business portrait skizze

Ich denke jeder kann mit solch einem Aufbau arbeiten.
Viel wichtiger ist allerdings.

Du musst kommunizieren

Überlege einmal ganz in Ruhe.
Wen hast du vor deiner Linse wenn du Business Portrait fotografierst?

Genau, ganz normale Personen.
Geschäftsführer, Personal, Coachs, Autoren und so weiter.

Diese Personen stehen, entweder öfters vor Kameras, oder eben nie.
Egal was zutrifft, du hast keine Models vor dir.

Du musst Anweisungen machen.
Schließlich bist du dafür verantwortlich das die Bilder geil werden.
Es bringt nichts wenn du dir denkst.

„Naja der wird schon wissen wie er schaut.
Ich würde so zwar nie lächeln für meine Geschäftsbilder, aber gut ist nicht mein Bier.“

So was geht einfach nicht.

Versuch einfach alles um verschiedene Varianten zu haben.
Einmal viel Lächeln, weniger bis gar nicht oder sogar ernst.
Lass sie einmal von der einen Seite posen und von der anderen Seite.
Auch gerne mal etwas frontaler.

business portrait Stuttgart Bild

Und sprich immer mit der Person.
Du musst sie ja nicht zu labbern bis ihr die Ohren bluten.
Aber eine leichte Kommunikation mit Anweisung.

Bei meinem letzten Business Portrait Shooting hatte ich auch so einen Fall.
Die Person hatte etwas Bammel, sie gefällt sich nicht auf Bildern.

Also habe ich bevor ich überhaupt Bilder geschoßen habe ein bisschen Smalltalk geführt.
Das war jetzt kein Gespräch wo man sich noch in 20 Jahren daran erinnert.
Ich weiß es jetzt schon nicht mehr.
Aber es hat ihr geholfen sich etwas zu entspannen.

Während dem Fotografieren habe ich dann auch etwas weniger Anweißungen gegeben.
Dadurch wurde sie nicht wieder verunsichert.
Und das Ergebnis war ?

Sie fand die Bilder klasse.
„Normalerweise gefalle ich mir nicht, aber die Bilder sind echt nicht schlecht“.

Das ist jetzt kein Freudentanz aber eine Bestätigung das sie es nicht so schlimm empfunden hat ;-).
Deswegen.

Zeig den Leuten was geht

Auch wenn es mit der Kommunikation super läuft, lass sie sehen was raus kommt.
Schieß einfach mal 3-5 Bilder und zeig ihr dann deinen Favorit.
Danach geht es weiter.

Was meine ich mit Favorit?
Ganz einfach, ein Bild wo du sagst „das finde ich richtig gut„.
So zeigst du, dass du hinter deiner Arbeit stehst.
Und es kommt selbstsicher rüber.

Gefällt es der Person nicht, ist das auch nicht schlimm.
Darüber lässt sich dann diskutieren.
Und du kannst herausfiltern was genau nicht passt.

So schlägst du zwei Fliegen.
Du weißt wie du die Session weiter fotografierst.
Und sie weiß wie sie auf den Bilder rüber kommt.
So kann sie für sich selber leichte Korrekturen an Pose, Mimik usw. vornehmen.

Du bist nicht der Friseur

Deswegen fummel den Leuten nicht einfach in den Haaren rum.
Ich weiß, oft verlockt es, diese eine kleine Strähne aus dem Gesicht zu nehmen.
Nur das es schnell weiter geht und die Person bloß die Pose hält.

Behalte einfach die Ruhe.
Sprich die Person, meist bei Frauen, an und sag was dich stört.
Sollte kein Spiegel vorhanden sein kannst du ihr auch anhand des Displays erklären was geht.

Geh aber nicht einfach hin und richte ihr die Haare.
Das finden manche Menschen nicht so geil.
Ich persönlich fände es nicht schlimm, wenn das jemand bei mir macht.
Aber davon kann ich nicht ausgehen.

Gerade Frauen sind oft sehr penibel was ihre Haare betrifft ;-) .
Ist alles gerichtet und das gilt nicht nur für die Haare.
Achte auch auf Kleidung, Falten, Krawatte, Ketten, Ohrringe usw.

Dann sind die Bilder im Kasten und es geht an die Bildbearbeitung.

Was in Lightroom alles geht

Wenn du mehrere Business Portrait fotografiert hast sollte es schnell gehen.
Oft habe ich 10 und mehr Personen die auf ihre Bilder warten.
Das bedeutet es muss schnell gehen.

Aus diesem Grund arbeite ich jetzt immer mehr mit Lightroom.
Es nimmt einem viel ab.
Gerade Bilder aus einer Serie vertragen oft die gleichen Einstellungen.
Hier kann ich in Lightroom die Bilder nebeneinander anschauen und beurteilen.

Mein früherer Workflow war Bridge – Camera RAW -Photoshop.
Jetzt sieht er so aus Lightroom – Photoshop.

Manchmal auch nur Lightroom.

Um ordentlich Zeit zu sparen musst du natürlich schon ordentlich fotografieren.
Dann geht alles wirklich fix.

Workflow Lightroom

Was bei mir immer zuerst kommt ist der Weißabgleich und Belichtung.
Es ist einfach wichtig ein so neutrales Bild zu haben wie nur möglich.

Business Portrait - lightroom-weissabgleich

Hauttöne usw. können auch noch später etwas dunkler und farbiger werden.
Hab ich aber keinen korrekten Weißabgleich stimmen auch die Farben von Kleidung nicht.

Danach geht es an die Belichtung.
Hier solltest du dich mit dem Histogramm auskennen.
Der Hintergrund darf „ausfressen„.
Das Gilt für Schwarz wie Weiß.

Du solltest nur beachten das die Übergänge von Haar zu Hintergrund nicht hässlich wird.
Wenn es nicht funktioniert, mach es so gut wie möglich und stelle es dann in Photoshop frei.

Hab ich Weißabgleich und Belichtung, gehe ich gerne in Kamerakalibrierung.
Das ist bei Lightroom ganz unten.

Business Portrait - lightroom-kamerakalibrierung

Dort kann ich dann die Farben etwas natürlicher machen.
Ich finde Nikon geht etwas ins grünliche.
Zumindest macht das meine ;-) .

In Kamerakalibrierung kann ich dann etwas gegensteuern.
So kommen schönere Hauttöne raus.

Dann wird das Bild noch geschärft.
Und anschließend ein bisschen am Look gearbeitet.

Business Portrait - lightroom-schaerfen

Hier gehe ich dann in alle Bereiche.
Angefangen wird ganz oben wieder.
Tiefen, Lichter, Weiß.
Etwas Dynamik und Sättigung.

Business Portrait - lightroom-grundeinstellung

Dann geht es weiter ins HLS um besser bestimmte Farben zu steuern.
Danach noch etwas in Teiltonung und fertig.

Business Portrait - lightroom-hls
Business Portrait - lightroom-teiltonung

Das ganze dauert ganz am Anfang etwas länger.
Hast du es schon mal gemacht kannst du den Look abspeichern.
Da ich mehrmals im Jahr das gleiche Set fotografiere ist das sehr hilfreich.

Den Look auf alle Bilder zu bringen ist dann ein Kinderspiel.

Auswahl erstellen

Sind alle Bilder eingestellt geht es daran das beste Bild von jeder Person zu finden.
Solltest du nur eine Person fotografiert habe geht das natürlich schneller.

Wie gesagt, bei mir sind es dann oft 10 oder mehr Personen.
Hier hilft es schon vor Ort eine Auswahl zu haben.

Dafür gehe ich mit den Personen kurz die Bilder durch.
Wir suchen die beste Variante aus und ich vermerk sie mir mit dem Schlüsselsysmbol an der Kamera.

So habe ich dann eine grobe Auswahl.
Sehe ich später, an meinem großen Monitor, es passt nicht.
Wähle ich ein ähnliches Bild.
Manchmal sitzt der Fokus nicht richtig.
Oder an der Kleidung stimmt vielleicht was nicht.

Dann wird eben ein ähnliches gesucht.
Steht die Auswahl geht es zur Bearbeitung.

Der Feinschliff in Photoshop

Die Bilder sind im Großen und Ganzen fertig.
Jedoch will ich den Hintergrund komplett weiß haben.
Die Augenpartien mildere ich etwas ab.
Und zum Schluss passe ich die Farben partiell noch etwas an.

Um den Hintergrund weiß zu bekommen mach ich eine Auswahl.
Dann gehe ich auf Kante verbessern und zieh die Kantenerkennung bis zum Anschlag.

Business Portrait - photoshop-auswahlverbessern

Danach Auswahl umkehren und mit Weiß füllen.
Hier solltest du natürlich darauf achten, dass noch alle Körperteile zu sehen sind ;-).

Ist das erledigt nehme ich einen weichen Pinsel mit 30% Härte.
Und einer Deckkraft von 40% und Fluss 10%.

Dann einfach an den Tränensäcken Farbe aufnehmen (Alt-Taste (Cmd-Taste) drücken und Linksklick) und ein – zwei mal über die dunklen Stellen.
Bitte nicht alles glatt Bügeln, es ist kein Beautyshoot.

Anschließend nehme ich eine Einstellungsebene-Selektive Farbkorrektur.
Dort ziehe ich etwas Blau ins Schwarz.
Bei den Rottönen gebe ich etwas mehr Gelb rein.
Und bei Weiß gehe ich auch etwas ins Bläuliche.

Business Portrait - photoshop-selektivefarbkorrektur

Je nach Look kannst du das natürlich anders machen.
Ich finde einen etwas kühleren Look schöner für Flyer usw.

Dann als JPG speichern und gut ist.
Halt!

Zwei Varianten um deinetwillen

Genau, meine Kunden bekommen zwei Varianten.
Das musst du nicht machen, aber vielleicht kann ich dich überzeugen.

Und zwar hatte ich einen Fall in dem ein Bild für Facebook und Website verwendet wurde.
Es ist schon etwas länger her.
Jedenfalls hatte ich nur die 300DPI Variante raus gegeben.
Diese ist natürlich extrem groß.

Diese ins Internet zu stellen ging natürlich nicht.
Dann werden die Bilder einfach runterskaliert.
Dass so eine Aktion manchmal in die Hose geht, ist klar.

Jedenfalls war das Facebook Bild die reinste Artefaktschlacht.
Und wem sein Name steht in den Credits?
Genau der des Fotografen.

Kommt nicht so gut, finde ich.

Deswegen bekommen alle Kunden jetzt zwei Varianten.
Eine Druckversion und eine Weboptimierte.

Bedeutet, JPG volle Größe für Druck.
Und eine auf 1080 Pixel die längest Kante.

Bei der Webversion gehe ich nach dem skalieren noch mal in den unscharf Maskieren Dialog.
Hier die Stärke voll hochziehen und den Radius auf 0,2 oder 0,3.
Je nachdem wie knackig du es haben willst.

Business Portrait - photoshop-unscharfmaskieren

Das hat den Vorteil das die Bilder auch bei Facebook und auf der Website gut scharf rüber kommen.
Zum Schluss speichern und gut.

Fazit

Das war mein kleiner Ausflug wie ich Business Portrait fotografiere.
Hoffe es hat dir gefallen und du fandest es nicht zu trocken theoretisch.

Übrigens solltest du einen Monitor für Bildbearbeitung verwenden, der einen großen Farbraum abdecken kann.
Der Link führt dich zu einer Seite wo ich mehrere Möglichkeiten vorstelle.

Willst du gerne ein Videotutorial zu der Bearbeitung haben?
Schreibt es in die Kommentare!
Wenn Interesse besteht würde ich den kompletten Workflow mal abfilmen.

LG
Stefan