Benutzt du den Automatik-Modus, oder fotografierst du Manuell?
Vielleicht hast du einfach Probleme mit der Blende-Zeit-ISO Kombi und bis deswegen ständig im Automatik-Modus.
Doch was steckt hinter dieser Kombination und warum haben viele damit ein Problem?
In diesem Artikel „Fotografieren lernen“ zeige ich dir, wie diese drei Werte zusammenhängen und wie du sie verändern kannst.
Doch bevor es zu unserem Model geht, kommen wir erst einmal zur Blende.
Wie funktioniert die Blende
Zuerst einmal, was ist die Blende eigentlich?
Die Blende sitzt im Objektiv.
Sie besteht aus einzelnen Lamellen die sich überlappen.
Ist die Blende „Groß“, also weit geöffnet, bedeutet das an der Kamera, dass du eine kleine Blendenzahl angezeigt bekommst, wie zum Beispiel f2.8.
Doch was sagt die Blendenzahl aus?
Die Blendenzahl ist ein Verhältnis.
Sie hängt zusammen mit dem Objektivdurchmesser.
Deswegen kannst du auch immer einen Belichtungsmesser verwenden, egal mit welcher Kamera du fotografierst, Kleinformat, Mittelformat oder Großformat.
Die Aussage, dass wenn man ein lichtstarkes Objektiv hat, würde man beim Fotografieren bei z.B. Blende 8 mehr Licht zur Verfügung haben, ist völliger Blödsinn.
Erstens, die Lichtstärke gibt nur an, was die größtmögliche Blendenöffnung ist, mehr nicht.
Zweitens, würde das jeden Belichtungsmesser unbrauchbar machen.
Für was ist die Blende alles zuständig
Zunächst ist die Blende für die Schärfentiefe zuständig.
Also wie scharf oder unscharf wird etwas dargestellt.
Doch die Blende kann auch die chromatische Aberration verringern.
Die chromatische Aberration ist ein Objektivfehler.
Das bedeutet, Licht wird nicht mehr richtig zusammen geführt und bildet dadurch Farbsäume an den Kanten von Schrift, Häusern, Personen usw.
Durch leichtes Abblenden lassen sich so die Farblängsfehler etwas abschwächen.
Jedoch verändert das Abblenden auch die Schärfentiefe.
Was ist die Schärfentiefe
Bestimmt kennst du Bilder in denen ein kleiner Teil scharf abgebildet wird, wie zum Beispiel das Gesicht einer Person und der Hintergrund ist unscharf.
Das kommt durch eine große Blendenöffnung zustande, wodurch die Schärfentiefe sehr gering ist.
Gerade in Portraits wird mit einer kleinen Blendenzahl (weite Blendenöffnung) gearbeitet.
Wenn du Produkte fotografieren willst, verwendest du eher größere Blendenzahlen, also eine kleine Blendenöffnung.
So bekommst du einen größeren Schärfebereich, was bei der Produktfotografie erwünscht ist.
Bei Food Fotografie nimmst du eher eine kleine Blendenzahl (weite Blendenöffnung) um alles etwas weicher aussehen zu lassen.
Die Schärfentiefe ist also dafür verantwortlich wie weit, im Bild, die Schärfe geht.
Blende-Zeit-ISO
Hier darf ich jetzt unser Model vorstellen, Mozzarella mit Tomaten und Parmaschinken.
An diesem Model zeig ich dir wie die Blende Zeit und ISO zusammenhängt.
Licht ist eingerichtet und kommt von Hinten über eine Softbox.
Vorne ist ein Aufheller angebracht der die Schatten etwas softer macht.
Nun fotografieren wir unser erstes Bild mit einer Blende-Zeit-ISO Kombi von f2.8 1/60 200.
Wie wird die Zeit gesteuert
Stell dir ein Fenster mit zwei Vorhängen, Links und Rechts, vor.
Wenn du nun die eine Seite zuziehst, ist durch das Fenster nur noch die Hälfte zu sehen.
Ziehst du jetzt auch noch die andere Seite zu, ist nichts mehr zu sehen.
So in etwa funktioniert die Belichtung.
Der Vorhang wird Schlitzverschluss genannt.
Wenn du an deiner Kamera 1/60 einstellst, bedeutet das, dass jeder Teil auf einem Sensor 1/60 Licht ab bekommt.
In der Kamera sind, wie beim Fenster-Beispiel, zwei Vorhänge.
Drückst du den Auslöser der Kamera, rast der eine Vorhang los und der zweite Vorhang folgt ihm in einem gewissen Abstand.
Hierzu habe ich auch ein tolles Video gefunden das es richtig gut zeigt.
Das hat zur Folge, dass der Sensor so gut wie nie komplette mit Licht in Berührung kommt.
Ausnahme ist eine Langzeitbelichtung.
Nun zurück zu unserem Model.
Zeit ändern
So, die eingestellte Blende von f2.8 ist uns etwas zu unscharf, wir wollen etwas mehr Schärfe.
Also haben wir noch zwei Werte die wir ändern können, Zeit und ISO.
Bevor wir etwas an der ISO verändern, ändern wir die Zeit.
Bei der Zeit gibt es die Formel 1/Brennweite, um verwacklungsfreie Bilder zu fotografieren.
Das bedeutet wenn du eine Brennweite von 60mm hast, solltest du auch mit 1/60 fotografieren, um das Bild nicht zu verwackeln.
Weil wir ein Stativ verwenden, können wir auf diese Regel pfeifen und die Zeit länger einstellen.
Also machen wir erst einmal die Blende weiter zu.
Bedeutet, Blendenzahl wird größer und die Blendenöffnung wird kleiner.
Die nächste ganze Blendenzahl ist f4.
Jetzt würde das Bild dunkler werden.
Deswegen müssen wir die Zeit verlängern.
Also setzten wir die Zeit auf 1/15.
Siehe da die Belichtung ist in etwa gleich, nur haben wir jetzt etwas mehr Schärfe nach Hinten.
So und weil uns die Schärfe immer noch zu wenige ist wollen wir noch eine Blende hoch.
Die Zeit mit 1/15 ist schon sehr lang, um hier nicht noch weiter runter zu gehen, verändern wir die ISO.
Was ist ISO
Die ISO (International Organization for Standardization) gibt an wie empfindlich ein Film ist, oder heutzutage wie empfindlich der Sensor sein soll.
In der analogen Fotografie musste für jede ISO-Empfindlichkeit ein anderer Film verwendet werden.
Weil die Empfindlichkeit über die Kristalle in der Fotoemulsion gesteuert wurde.
Höhere Empfindlichkeit bedeutete größere Kristalle.
In der digitalen Fotografie gibt es kein Film mehr und somit auch keine Kristalle, ebenso kann die ISO-Empfindlichkeit von Bild zu Bild verändert werden.
Die ISO-Werte in der digitalen Fotografie sind der analogen Fotografie angeglichen.
Doch wird in der digitalen Fotografie mit Hilfe von Signalverstärkern die Bildinformation verstärkt.
Dadurch erhöht sich dann auch das Sensorrauschen was in jedem Sensor vorhanden ist.
Wie stark das ist, ist von Kamera und Hersteller unterschiedlich.
ISO ändern
Mit der ISO solltest du etwas vorsichtig sein, deswegen meinte ich auch das wir diesen Wert erst einmal nicht verändern.
Denn durch die ISO wird das Bild immer mehr grieselig.
Heutige ISO Werte von 800 sind in professionellen Kameras meist gar kein Problem mehr.
Dennoch solltest du die ISO erst verändern wenn die anderen beiden Faktoren (Blende, Zeit) nicht mehr zu verändern gehen.
Stellen wir zunächst die Blende auf f5.6, dass ist die nächste ganze Blende.
Die Zeit belassen wir bei 1/15. Die ISO muss jetzt verdoppelt werden also auch einen Schritt höher auf ISO 400.
Und siehe da ein sehr ähnliches Ergebnis, nur diesmal mit mehr Schärfe und einer höheren ISO.
Fazit Fotografieren lernen
Wie du gesehen hast, ist die Blende-Zeit-ISO-Kombi nicht so schwer zu verstehen.
Merk dir einfach Blende-Zeit-ISO, genau in dieser Reihenfolge.
Hast du eine Blende, die du nicht mehr verändern willst, schaust du erst einmal ob es mit der Zeit funktioniert.
Reicht das auch nicht, ist die ISO dran.
Die ISO würde ich immer zum Schluss verändern, da diese die Bildqualität verschlechtert.
Es gilt hier natürlich die künstlerische Freiheit.
Wenn du auf grieselige Bilder stehst dann fotografiere mit hoher ISO.
Hier sei auch noch erwähnt, dass bei einem leicht überbelichteten Bild auch hohe ISO Werte nicht so stark auffallen.
Nur im Schatten und dunklen Bereichen ist das Rauschen meist sehr deutlich zu sehen.