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Kameraaufbau

Fotografieren lernen | Aufbau der Kamera

Stefan Steinbach

Stefan Steinbach BA
Fotograf // Coach

Bei Fragen schreib mir gerne an stefan@steinbach.photography

Fotografieren lernen geht leider nicht ohne etwas Theorie.
Objektiv, Blende, Verschluss, Pentaprisma sind alles Bestandteile einer Spiegelreflexkamera.
Wie diese Komponenten zusammenspielen erfährst du in diesem Artikel.
Zum Schluss gibt es eine ultimative „Kamerakauf-Checkliste„, für jeden Fotografie Anfänger.

Aufbau der Kamera

Im Titelbild siehst du eine Zeiss-Ikon Box-Tengor.
Ich bin immer noch begeistert von dieser Kamera, nicht weil sie super Bilder schießt, nein, eher wegen dem simplen Aufbau.

Diese Kamera ist eine einfache Box.
Simpler geht es wohl kaum.
Im Inneren hat sie zwei Rollen, die für den Filmtransport zuständig sind.
Es gibt ein Objektiv, was eine Festbrennweite ist und lediglich aus einer Linse besteht.
Zwei Sucher, einmal für Hochformat und einmal für Querformat.
Ebenso gibt es, sage und schreibe, drei Blendenstufen.
Einen Hebel für Langzeitbelichtung und einen Auslöser.
Die Belichtungszeit ist eine 1/25 sec. und kann nicht verändert werden.

Diese Kamera schießt Bilder, ohne 51 Messfelder, ohne HDR- Funktion, ohne Strom!

Ein Wunderwerk der Technik?

Nein.

Der ganze Aufbau beruht auf Berechnung und Physik.
Wie alle Kameras, die heute existieren.
Nur sind modernste Technik und Software dazugekommen um die Fotografie etwas einfacher zu gestalten.

Aus diesem Grunde, trifft wieder der Spruch zu „Nicht die Kamera macht das Bild, sondern DU“.
Die Kamera ist nur ein Werkzeug, wenn du nicht weißt wie es benutzt wird, wirst du immer sagen, meine Kamera macht schöne Bilder.

Fotografieren lernen kannst du auch ohne eine teuere Kamera.
Die Fotografie ist, im Grunde, nur Physik und die kann auch mit modernster Technik nicht überlistet werden.

Eine Kamera benötigt für ein Bild lediglich ein Objektiv, Blende, Verschluss und einen Sensor oder Film.
Praktisch wäre auch noch ein Sucher.
Mehr nicht.
Was für ein Bild dabei raus kommt entscheidest du selber, die Kamera führt nur aus.

Wieso sind die Kameras dann so extrem teuer?

Diese Frage ist berechtigt, wenn wir bedenken, dass du dir eine Kamera auch selber zusammenbauen könntest.
Das Grundprinzip einer Kamera ist einfach, jedoch ist die Mechanik und Technik, die heute in den Kameras steckt, auf einem sehr hohen Stand.

Ebenso muss die Mechanik exakt funktionieren und ineinander greifen.

Was würde es bringen wenn du eine Verschlusszeit einstellst und diese einmal stimmt und ein anderes Mal länger oder kürzer ist.
Ebenso musst du dich auf das schnelle Öffnen der Blende verlassen können.
Diese muss sich exakt zum Verschluss bewegen.
Alle Faktoren müssen beachtet werden, damit das Bild aus der Kamera kommt, dass du dir vorher überlegt hast.
Ein sehr wichtiger Bestandteil, das Objektiv, muss mit seinen vielen Linsen einen perfekten Bildkreis abbilden, dass alle Farbstrahlen wieder exakt zusammentreffen.
Sonst ergeben sich Objektivfehler, wie chromatische Aberration.

Wer es extrem präzise haben will muss dementsprechend viel bezahlen und selbst dann gibt es kein 100% Perfekt.
Gehen wir doch zunächst einmal in das Innere einer Kamera.

Eine kleine Reise

Lass mich dich mitnehmen auf eine kleine Reise.
In Gedanken versetzten wir uns in einen Lichtstrahl.
Mit ihm machen wir uns auf die Reise, durch die Spiegelreflexkamera, bis ins menschliche Auge oder als Punkt auf einem Bild.

Wir kommen von einer unendlichen Weite.
Treten durch die erste Linse des Objektiv. Hier werden wir das erste Mal gebrochen und erreichen danach die Blende.
Nachdem wir die Blende passiert haben, kommen wir zu einer weiteren Linse.
Durch diese werden wir wieder gebrochen und gelangen so ins innere des Kameragehäuse.
Als nächstes prallen wir auf einen Spiegel und werden reflektiert.
Nach dieser kurzen Reflexion erreichen wir eine Achterbahn, die uns mehrmals reflektiert und zum menschlichen Auge bringt, das Pentaprisma.
Hier ist unsere Reise als Lichtstrahl zu Ende.

Gehen wir zurück, bevor wir auf dem Spiegel reflektiert werden.
Ist dieser Spiegel nicht runter geklappt, sondern offen, rauschen wir am Verschluss vorbei, direkt auf den Sensor oder Film.

Das war unsere kleine Reise.

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Die heutigen Objektive besitzen jedoch nicht nur zwei Linsen, sondern bestehen gleich aus mehreren Linsengruppen.
Hier können schon mal 21 Linsen in 16 Gruppen vorkommen.
Wie viele Linsen ein Objektiv hat steht meist in den technischen Daten.

Die Komponenten

  • Objektiv

Zoom, Festbrennweite, Vario, Fisheye, Weitwinkel, Tele, Makro und so weiter, sind alles Bezeichnungen für Objektive.
Das Objektiv gibt die Brennweite an, kleine Brennweiten wie etwa 15mm sind Weitwinkel und 300mm sind eher längere Brennweiten, Teleobjektiv.

Das Objektiv bestimmt, neben der Brennweite, auch die Schärfe.
Jedoch musst du hier unterscheiden, zwischen Schärfe die durch die Blende zustande kommt und der Schärfe die durch den Kontrast der Linsen kommt.
Aus diesem Grund bekommen die Objektive einen separaten Artikel, den ich dann hier Verlinken werde.

  • Blende

Die Zeiss-Ikon Box-Tengor hat 3 Blendenstufen, für jede Stufe ein Loch in einem Blech.
Heutige Blenden sind meist Lamellenblenden.
Diese lassen sich Stufenlos öffnen und schließen.
Je kleiner die Öffnung der Blende, desto weniger Licht geht hindurch und desto schärfer wird das Bild.
Im Gegensatz zur offenen Blende, wo die Öffnung weiter offen ist und mehr Licht hindurch geht und der Schärfebereich kleiner wird.
Die Blende steuert die Schärfe und die Helligkeit.

  • Verschluss

Wie lange der Sensor oder Film frei für die Belichtung ist entscheidet der Verschluss.
In den heutigen Spiegelreflexkameras sind meist Schlitzverschlüsse verbaut.
Eine andere Variante, des Verschluss, ist der Zentralverschluss, der im Objektiv selbst ist.
Wir bleiben aber beim Schlitzverschluss.
Hier musst du dir zwei Vorhänge an einem Fenster vorstellen.
Ich ziehe den linken Vorhang ganz nach Rechts.
Jetzt ist das Fenster zu, nur durch den linken Vorhang.
Wird jetzt eine Auslösung gemacht, schießt der linke Vorhang wieder nach Links und der rechte Vorhang folgt ihm, in einer gewissen Zeit und Abstand, so dass die Belichtungszeit erreicht wird. Der Nachteil ist klar, der Sensor/Film wird Bereichsweise belichtet.
Dadurch hat er einen Effekt bei bewegten Motiven, der Rolling-Shutter-Effekt.
Hier werden z.B. Reifen von einem vorbeifahrenden Auto oval abgebildet.

  • Spiegel

Er ist nötig um das Bild zum Sucher weiter zu leiten.
Seine zweite Aufgabe ist es den Sensor zu schützen, eine doppelte Sicherheit zum Verschluss, dass kein Licht auf das lichtempfindliche Material fällt.

  • Sucher

Das Sucherbild sollte nicht auf dem Kopf stehen und das Motiv möglichst 1:1 abbilden.
Dafür sorgt entweder ein Pentaprisma oder ein Pentaspiegel.
Wie viel der Sucher vom Motiv abbildet wird meist in Prozent angegeben.
So steht meist bei professionellen Spiegelreflexkameras eine Bildfeldabdeckung von 100% horizontal und vertikal in der Beschreibung.

Schnelldurchlauf

Das Licht tritt in das Objektiv ein, wird gebrochen, geht durch die Blende und trifft auf den Spiegel, wird reflektiert, im Pentaprisma/Pentaspiegel mehrmals reflektiert und dann ausgegeben ans Auge.

Findet eine Belichtung statt, kommt das Licht vom Objektiv, der Spiegel klappt nach oben, der Vorhang rast los, bis die Zeit erreicht ist, der Spiegel klappt wieder runter und der Verschluss fährt wieder in seine Position.

Weiterlesen  Fotografieren lernen | Speicherkarte

Die Spiegelreflexkamera ist wieder bereit für eine neue Belichtung.

Kamera für Anfänger

Nach dem du nun den Aufbau der Kamera verstanden hast, stellt sich dennoch die Frage, welche Kamera für dich geeignet ist.
Hier gibt es keine Standard Antwort.
Es muss einfach passen.
Die einen schwören auf Nikon, die anderen auf Canon, Sony, Olympus, Sigma usw. Die einen lieben eine schwere Kamera, die Anderen eine Leichte.
Die einen lieben eine große Kamera die anderen eine Kleine.
Es ist wirklich schwer eine Kamera zu bestimmen, die sehr gut für Anfänger geeignet ist.
Deswegen hier mein kleiner Tipp wenn du Fotografieren lernen willst.
Spart am Anfang etwas an der Kamera, dafür gebt mehr Geld für ein besseres Objektiv aus.
Ein Objektiv mit hoher Lichtstärke ist zum Beispiel ganz gut um Unschärfe, im Hintergrund, zu bekommen.
Was bei Portrait Fotografie ganz schön ist.
Wenn du mit der Zeit höhere ISO-Werte, bessere Bildalgorithmen, schnellere Serienaufnahmen und das Alles brauchst, kannst du dich nach einer teureren Kamera umsehen.

Die ultimative „Kamerakauf-Checkliste“!

– Was willst du fotografieren?

Diese Frage ist wirklich ernst gemeint.
Ein Beispiel, du willst eher Landschaften fotografieren.
Dann benötigst du keine Kamera die eine sehr schnelle Serienbild- Funktion hat.
Willst du jedoch Sportler fotografieren, ist eine schnelle Serienbild- Funktion hilfreich.

Wenn du auf Konzerten, ohne Blitz, fotografieren willst, solltest du nach den ISO-Werten schauen und wie das Rauschverhalten ist.

– Soll die Kamera leicht oder schwer sein?

Schwer ist gut, sagt man so schön.
Stimmt aber nicht unbedingt.
Ich mag es wenn die Kamera etwas wiegt, dadurch hab ich eine bessere Kontrolle und wackle nicht so herum.
Jedoch kann es sein, dass du lieber eine leichte Kamera willst.
Ist nicht jedermanns Geschmack ein 2 Kilo Brocken mitzuschleppen, im Urlaub, oder auf einer Party (Dazu kommen ja noch verschiedene Objektive).

– Bist du eher Anfänger oder Fortgeschrittener?

Das soll nicht abwertend klingen, aber Anfänger sind meist etwas überfordert mit den ganzen Funktionen.
Dann wird schnell in den Automatik- Modus gewechselt und das volle Potenzial gar nicht ausgereizt.
Willst du Fotografieren lernen ist es am Anfang besser etwas weniger Funktionen zu haben und dafür weißt du was du machst.

– Wie oft fotografierst du?

Was nützt dir eine 2000 Euro Kamera wenn du ab und zu im Urlaub fotografierst?
Gar nichts.
Deswegen genau überlegen wie oft du überhaupt die Kamera benutzt.

– Ausdruck oder Internet?

Willst du eine Kamera um bessere Selfis´s auf Facebook zu stellen, oder willst du 100 cm Ausdrucke an deine Wand hängen?
Wenn du Bilder ins Internet stellst benötigst du keine 36 Megapixel, außer du willst sie in bestmöglicher Auflösung zum Download anbieten, für Druck oder sonst was.
Wenn nicht, reicht dir auch eine 6 Megapixel Kamera.

– Wie viel willst du ausgeben?

Ich denke dazu muss ich nichts erklären ;-)

– Reicht dir JPEG oder brauchst du RAW?

Fotografieren, auf den Computer übertragen und dann an Freunde mailen.
Wenn es das ist, was du willst, benötigst du eigentlich nur JPEG.
Wenn du deine Bilder selber „entwickeln“ willst, empfehle ich dir eine Kamera die RAW aufnehmen kann.
Dadurch hast du die volle Kontrolle über dein Bildmaterial, dementsprechend aber auch größere Datenmengen.

– Optik zum Wechseln?

Für jeden Moment das richtige Objektiv.
Das bedeutet, Weitwinkel, Normal- und Teleobjektiv immer dabei zu haben.
Oder doch eher ein Objektiv was mehrere Brennweiten hat (Zoom)?
Vielleicht ist für dich diese ganze „Objektivwechsel“ – Geschichte auch gar nichts.

Diese Frage hat schon einige dazu bewegt sich lieber eine gute Kompaktkamera zu kaufen, als eine Spiegelreflex.

– Schnelle Auslösung?

Den Auslöser drücken und das Bild wird geschossen.
Für mich ist das ein MUSS.
Manchen ist das egal.
Kameras haben eine Auslöseverzögerung, das musste ich besonders bei Kompaktkameras schon öfters feststellen.
Diese lösen nicht sofort aus, sondern erst ein paar Millisekunden nachdem der Auslöser gedrückt wurde.

– Leise Auslösung?

Kein KO- Kriterium, aber für manche ein MUSS.
Besonders wenn du Tiere fotografieren willst und das am Besten in freier Natur.
Dann willst du bestimmt möglichst leise sein, um das Tier nicht zu verscheuchen.
Wenn du dann mit Serienbildaufnahme und lautem Spiegel durch die Gegend ratterst wird schnell alles verscheucht.
Deswegen gibt es bei den meisten Kameras einen Silent-Mode.

– Auflösung?

Hier spielt auch die Frage rein, Ausdruck oder Internet.
36 Megapixel sind was anderes wie 6 Megapixel, is kla.
In anderen Zahlen ausgedrückt bedeutet das, 7.360 x 4.912 Pixel und 3000 x 2000 Pixel.
So, keins von beiden wird es in diesen Dimensionen ins Internet schaffen.
Außer deine Besuchern stehen auf lange Ladezeiten.
Ein akzeptables Format ist z.B. 800 x 600 Pixel.
Hier siehst du, dass auch die 6 Megapixel vollkommen ausreichen.

Wenn du einen großen Ausdruck deiner Bilder machen willst, sind die 36 Megapixel natürlich besser.
Hier hilft dir eine kleine Formel (Seitenlänge Ausgabeformat / 2,54) * 300dpi = Pixel

Beispiel, du willst eine Kamera haben, die Ausdrucke von 20x30cm in bester Qualität schafft.
Also nehmen wir jeweils eine Seite und rechnen die benötigten Pixel aus.

(20cm / 2,54) * 300dpi = 2362
(30cm / 2,54) * 300dpi = 3543

Du benötigst also eine Kamera mit etwa 9 Megapixel.

– Automatik-Modus?

Fotografierst du gerne mit Automatik?
Oder willst du die volle Kontrolle haben?
Einsteiger- Kameras haben meist mehrere Automatiken, eine für Sport, Nacht, Portrait, Makro usw.
Diese gibt es bei professionellen Kameras meist nicht mehr.
Hier solltest du auch noch einmal überlegen, willst du dich intensiver mit der Fotografie und damit verbunden, deiner Kamera, auseinander setzen, oder willst lediglich eine „Schnapschusskamera“.

Ich hoffe diese Liste hilft dir weiter und erleichtert dir die Kaufentscheidung.
Wenn du die Liste ausgefüllt hast, ausdrucken und mit zum Fachhändler nehmen.
Dadurch hat es dieser schon mal leichter dir passende Modelle zu zeigen und du kannst dich immer wieder besinnen, wenn du im Megapixelrausch bist.

Leicht verliert man den Überblick und lässt sich von Megapixel-Zahlen verführen, dann einfach auf die Checkliste schauen, ob es wirklich nötig ist.
Ebenso nichts überstürzen.
Lieber erst einmal mit einer Speicherkarte zum Fachhändler gehen und dort ein paar Bilder mit dem Objekt der Begierde aufnehmen.
Am Besten auch gleich mit einem Objektiv, dass dazu gekauft wird.
Dann kannst du gleich am Monitor, zu Hause, die Bilder im Detail anschauen und entscheiden.
Bei Kompaktkameras gilt natürlich das Gleiche.

Welche Kamera hast du in Aussicht und was willst du damit fotografieren, schreib mir einen Kommentar.

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