Ausdrucksstark und professionelle Business Portrait.
Dafür brauchst du teures Equipment?
Nein, definitiv nicht!
Ich fotografiere Business Portrait nur mit meinem mobilen Studio.
In diesem Artikel will ich dir zeigen wie ich das angehe.
Welches Equipment brauchst du
Ich kann mich noch erinnern was ich mir für einen Kopf gemacht habe.
Der erste große Auftrag stand an und ich hatte nur einen Blitz.
Der Auftrag bestand darin eine Reportage zu fotografieren.
Und nebenbei noch freiwillig Portraits, wer eben will.
Die Reportage bereitete mir kein Kopfzerbrechen.
Aber die Portraits.
– Was wenn der Blitz kaputt geht
– Was wenn mich jemand kritisiert
– Was wenn jemand an meiner Professionalität zweifelt
Und noch viel mehr ging mir durch den Kopf.
Oft haben mich solche Situationen dazu verleitet Imageeinkäufe zu tätigen.
Was wenn sich jemand mit Fotografie auskennt?
Zack, original Nikon Blitz gekauft.
Zack, original Nikon Objektiv gekauft.
Und und und….
Ist irgendein Fall von oben eingetreten?
Nein! Nie!
Oft waren die meisten Personen so sehr mit ihrem Outfit beschäftigt.
Dass es egal war was ich für Equipment verwende.
Deswegen, wenn du auch solche Gedanken hast, mach dir kein Kopf.
Jetzt aber zum Equipment.
Hier meine Liste was ich alles für ein Business Portrait dabei habe.
Und noch dazu in einen Rollkoffer und Tragetasche passt.
Quasi auch ICE-tauglich ;-)
– Dauerlicht Set*
– Zwei Aufsteckblitze (Yongnuo 560 III* Nikon SB-900*)
– Hintergrundsystem* mit Stoffhintergrund
– Nikon D700 und mein Tamron 28-75mm 2.8
Den Stoffhintergrund werde ich aber ersetzen.
Der ist einfach viel zu groß.
Für Business-Portrait reicht auch eine einfache Papierrolle.
Wie du den Aufbau machst
Ich muss gestehen ich war gefangen.
Und zwar in meiner Fotografenausbildung.
Ich hab nicht oft was Neues ausprobiert.
Don´t change a running System!
Das war aber definitiv der falsche Ansatz.
Ich traute mich nicht das Lichtsetup zu ändern.
Ganz klassisch, seitlich das Hauptlicht.
Von hinten ein Kopflicht und noch ein Hintergrundlicht.
So hab ich es gelernt und so hab ich es auch gemacht.
In freien Arbeiten hab ich immer mal wieder rumgespielt.
Aber bei Aufträgen wurde es nicht geändert.
– Was wenn es dem Kunden nicht gefällt
– Was wenn es nicht funktioniert und alles zu hell ist
– Wenn ich zu lange zum Korrigieren brauche
Da waren sie wieder, die Zweifel und Horrorszenarien im Kopf.
Ist etwas davon vorgekommen als ich es geändert habe?
Nein! Nie!
Die Reaktionen waren eher noch mehr Begeisterung.
Der aktuelle Aufbau für Business Portrait
Es ist eigentlich voll der easy Aufbau.
Und drauf gekommen bin ich durch Peter Hurley.
Er hat mit seinen Headshots und den Kinoflos sehr viel Aufmerksamkeit erregt.
Weil ich keine Kinoflos habe,habe ich es vereinfacht.
Im Prinzip ein Aufbau, wie bei Beautyaufnahmen.
Eine Softbox mit Aufsteckblitz benutze ich als Hauptlicht.
Diese ist mit einem Galgenstativ leicht über der Kopfposition.
Ein Dauerlicht mit einer schwachen Lampe kommt von unten.
Dieses Licht dient als Aufhellung.
Was bleibt noch übrig?
Richtig, zwei Dauerlichter.
Diese benutze ich als Hintergrundlicht.
Von Links und Rechts auf den Hintergrund.
So wird der Hintergrund fast rein Weiß.
Das Ganze als Skizze sieht dann so aus.
Bitte nicht über meine Zeichenkünste lachen, ich hab alles gegeben :-D.
Ich denke jeder kann mit solch einem Aufbau arbeiten.
Viel wichtiger ist allerdings.
Du musst kommunizieren
Überlege einmal ganz in Ruhe.
Wen hast du vor deiner Linse wenn du Business Portrait fotografierst?
Genau, ganz normale Personen.
Geschäftsführer, Personal, Coachs, Autoren und so weiter.
Diese Personen stehen, entweder öfters vor Kameras, oder eben nie.
Egal was zutrifft, du hast keine Models vor dir.
Du musst Anweisungen machen.
Schließlich bist du dafür verantwortlich das die Bilder geil werden.
Es bringt nichts wenn du dir denkst.
„Naja der wird schon wissen wie er schaut.
Ich würde so zwar nie lächeln für meine Geschäftsbilder, aber gut ist nicht mein Bier.“
So was geht einfach nicht.
Versuch einfach alles um verschiedene Varianten zu haben.
Einmal viel Lächeln, weniger bis gar nicht oder sogar ernst.
Lass sie einmal von der einen Seite posen und von der anderen Seite.
Auch gerne mal etwas frontaler.
Und sprich immer mit der Person.
Du musst sie ja nicht zu labbern bis ihr die Ohren bluten.
Aber eine leichte Kommunikation mit Anweisung.
Bei meinem letzten Business Portrait Shooting hatte ich auch so einen Fall.
Die Person hatte etwas Bammel, sie gefällt sich nicht auf Bildern.
Also habe ich bevor ich überhaupt Bilder geschoßen habe ein bisschen Smalltalk geführt.
Das war jetzt kein Gespräch wo man sich noch in 20 Jahren daran erinnert.
Ich weiß es jetzt schon nicht mehr.
Aber es hat ihr geholfen sich etwas zu entspannen.
Während dem Fotografieren habe ich dann auch etwas weniger Anweißungen gegeben.
Dadurch wurde sie nicht wieder verunsichert.
Und das Ergebnis war ?
Sie fand die Bilder klasse.
„Normalerweise gefalle ich mir nicht, aber die Bilder sind echt nicht schlecht“.
Das ist jetzt kein Freudentanz aber eine Bestätigung das sie es nicht so schlimm empfunden hat ;-).
Deswegen.
Zeig den Leuten was geht
Auch wenn es mit der Kommunikation super läuft, lass sie sehen was raus kommt.
Schieß einfach mal 3-5 Bilder und zeig ihr dann deinen Favorit.
Danach geht es weiter.
Was meine ich mit Favorit?
Ganz einfach, ein Bild wo du sagst „das finde ich richtig gut„.
So zeigst du, dass du hinter deiner Arbeit stehst.
Und es kommt selbstsicher rüber.
Gefällt es der Person nicht, ist das auch nicht schlimm.
Darüber lässt sich dann diskutieren.
Und du kannst herausfiltern was genau nicht passt.
So schlägst du zwei Fliegen.
Du weißt wie du die Session weiter fotografierst.
Und sie weiß wie sie auf den Bilder rüber kommt.
So kann sie für sich selber leichte Korrekturen an Pose, Mimik usw. vornehmen.
Du bist nicht der Friseur
Deswegen fummel den Leuten nicht einfach in den Haaren rum.
Ich weiß, oft verlockt es, diese eine kleine Strähne aus dem Gesicht zu nehmen.
Nur das es schnell weiter geht und die Person bloß die Pose hält.
Behalte einfach die Ruhe.
Sprich die Person, meist bei Frauen, an und sag was dich stört.
Sollte kein Spiegel vorhanden sein kannst du ihr auch anhand des Displays erklären was geht.
Geh aber nicht einfach hin und richte ihr die Haare.
Das finden manche Menschen nicht so geil.
Ich persönlich fände es nicht schlimm, wenn das jemand bei mir macht.
Aber davon kann ich nicht ausgehen.
Gerade Frauen sind oft sehr penibel was ihre Haare betrifft ;-) .
Ist alles gerichtet und das gilt nicht nur für die Haare.
Achte auch auf Kleidung, Falten, Krawatte, Ketten, Ohrringe usw.
Dann sind die Bilder im Kasten und es geht an die Bildbearbeitung.
Was in Lightroom alles geht
Wenn du mehrere Business Portrait fotografiert hast sollte es schnell gehen.
Oft habe ich 10 und mehr Personen die auf ihre Bilder warten.
Das bedeutet es muss schnell gehen.
Aus diesem Grund arbeite ich jetzt immer mehr mit Lightroom.
Es nimmt einem viel ab.
Gerade Bilder aus einer Serie vertragen oft die gleichen Einstellungen.
Hier kann ich in Lightroom die Bilder nebeneinander anschauen und beurteilen.
Mein früherer Workflow war Bridge – Camera RAW -Photoshop.
Jetzt sieht er so aus Lightroom – Photoshop.
Manchmal auch nur Lightroom.
Um ordentlich Zeit zu sparen musst du natürlich schon ordentlich fotografieren.
Dann geht alles wirklich fix.
Workflow Lightroom
Was bei mir immer zuerst kommt ist der Weißabgleich und Belichtung.
Es ist einfach wichtig ein so neutrales Bild zu haben wie nur möglich.
Hauttöne usw. können auch noch später etwas dunkler und farbiger werden.
Hab ich aber keinen korrekten Weißabgleich stimmen auch die Farben von Kleidung nicht.
Danach geht es an die Belichtung.
Hier solltest du dich mit dem Histogramm auskennen.
Der Hintergrund darf „ausfressen„.
Das Gilt für Schwarz wie Weiß.
Du solltest nur beachten das die Übergänge von Haar zu Hintergrund nicht hässlich wird.
Wenn es nicht funktioniert, mach es so gut wie möglich und stelle es dann in Photoshop frei.
Hab ich Weißabgleich und Belichtung, gehe ich gerne in Kamerakalibrierung.
Das ist bei Lightroom ganz unten.
Dort kann ich dann die Farben etwas natürlicher machen.
Ich finde Nikon geht etwas ins grünliche.
Zumindest macht das meine ;-) .
In Kamerakalibrierung kann ich dann etwas gegensteuern.
So kommen schönere Hauttöne raus.
Dann wird das Bild noch geschärft.
Und anschließend ein bisschen am Look gearbeitet.
Hier gehe ich dann in alle Bereiche.
Angefangen wird ganz oben wieder.
Tiefen, Lichter, Weiß.
Etwas Dynamik und Sättigung.
Dann geht es weiter ins HLS um besser bestimmte Farben zu steuern.
Danach noch etwas in Teiltonung und fertig.
Das ganze dauert ganz am Anfang etwas länger.
Hast du es schon mal gemacht kannst du den Look abspeichern.
Da ich mehrmals im Jahr das gleiche Set fotografiere ist das sehr hilfreich.
Den Look auf alle Bilder zu bringen ist dann ein Kinderspiel.
Auswahl erstellen
Sind alle Bilder eingestellt geht es daran das beste Bild von jeder Person zu finden.
Solltest du nur eine Person fotografiert habe geht das natürlich schneller.
Wie gesagt, bei mir sind es dann oft 10 oder mehr Personen.
Hier hilft es schon vor Ort eine Auswahl zu haben.
Dafür gehe ich mit den Personen kurz die Bilder durch.
Wir suchen die beste Variante aus und ich vermerk sie mir mit dem Schlüsselsysmbol an der Kamera.
So habe ich dann eine grobe Auswahl.
Sehe ich später, an meinem großen Monitor, es passt nicht.
Wähle ich ein ähnliches Bild.
Manchmal sitzt der Fokus nicht richtig.
Oder an der Kleidung stimmt vielleicht was nicht.
Dann wird eben ein ähnliches gesucht.
Steht die Auswahl geht es zur Bearbeitung.
Der Feinschliff in Photoshop
Die Bilder sind im Großen und Ganzen fertig.
Jedoch will ich den Hintergrund komplett weiß haben.
Die Augenpartien mildere ich etwas ab.
Und zum Schluss passe ich die Farben partiell noch etwas an.
Um den Hintergrund weiß zu bekommen mach ich eine Auswahl.
Dann gehe ich auf Kante verbessern und zieh die Kantenerkennung bis zum Anschlag.
Danach Auswahl umkehren und mit Weiß füllen.
Hier solltest du natürlich darauf achten, dass noch alle Körperteile zu sehen sind ;-).
Ist das erledigt nehme ich einen weichen Pinsel mit 30% Härte.
Und einer Deckkraft von 40% und Fluss 10%.
Dann einfach an den Tränensäcken Farbe aufnehmen (Alt-Taste (Cmd-Taste) drücken und Linksklick) und ein – zwei mal über die dunklen Stellen.
Bitte nicht alles glatt Bügeln, es ist kein Beautyshoot.
Anschließend nehme ich eine Einstellungsebene-Selektive Farbkorrektur.
Dort ziehe ich etwas Blau ins Schwarz.
Bei den Rottönen gebe ich etwas mehr Gelb rein.
Und bei Weiß gehe ich auch etwas ins Bläuliche.
Je nach Look kannst du das natürlich anders machen.
Ich finde einen etwas kühleren Look schöner für Flyer usw.
Dann als JPG speichern und gut ist.
Halt!
Zwei Varianten um deinetwillen
Genau, meine Kunden bekommen zwei Varianten.
Das musst du nicht machen, aber vielleicht kann ich dich überzeugen.
Und zwar hatte ich einen Fall in dem ein Bild für Facebook und Website verwendet wurde.
Es ist schon etwas länger her.
Jedenfalls hatte ich nur die 300DPI Variante raus gegeben.
Diese ist natürlich extrem groß.
Diese ins Internet zu stellen ging natürlich nicht.
Dann werden die Bilder einfach runterskaliert.
Dass so eine Aktion manchmal in die Hose geht, ist klar.
Jedenfalls war das Facebook Bild die reinste Artefaktschlacht.
Und wem sein Name steht in den Credits?
Genau der des Fotografen.
Kommt nicht so gut, finde ich.
Deswegen bekommen alle Kunden jetzt zwei Varianten.
Eine Druckversion und eine Weboptimierte.
Bedeutet, JPG volle Größe für Druck.
Und eine auf 1080 Pixel die längest Kante.
Bei der Webversion gehe ich nach dem skalieren noch mal in den unscharf Maskieren Dialog.
Hier die Stärke voll hochziehen und den Radius auf 0,2 oder 0,3.
Je nachdem wie knackig du es haben willst.
Das hat den Vorteil das die Bilder auch bei Facebook und auf der Website gut scharf rüber kommen.
Zum Schluss speichern und gut.
Fazit
Das war mein kleiner Ausflug wie ich Business Portrait fotografiere.
Hoffe es hat dir gefallen und du fandest es nicht zu trocken theoretisch.
Übrigens solltest du einen Monitor für Bildbearbeitung verwenden, der einen großen Farbraum abdecken kann.
Der Link führt dich zu einer Seite wo ich mehrere Möglichkeiten vorstelle.
Willst du gerne ein Videotutorial zu der Bearbeitung haben?
Schreibt es in die Kommentare!
Wenn Interesse besteht würde ich den kompletten Workflow mal abfilmen.
LG
Stefan