Das Auge isst mit!
Ich denke jeder von uns kennt diesen Spruch.
Wie ist es jedoch bei Anzeigen, Produktfotos usw.?
Hier isst das Auge ebenfalls mit.
Ein Burger, der schön groß angerichtet ist, sieht verlockend aus.
Das spätere reale Ergebnis ist dann meist ernüchternd.
Der Punkt ist aber, es wurde ein Verlangen erzeugt.
Ich will hier jedoch nicht auf die Diskussion eingehen, „Werbung ist falsch“.
Werbung soll verkaufen.
So sehe ich etliche, sehr gute, Produkte auf Flyer und Websites.
Diese erreichen aber nie die Verkaufszahlen, die ihnen eigentlich zustehen würden.
Weil sich viele keine Gedanken darüber machen, ihr Produkt schön zu präsentieren.
Und, Entschuldigung wenn ich es so sagen muss.
Ein Smartphone kann tolle Bilder machen.
Wenn ich aber nicht in Licht und Nachbearbeitung investiere.
Bringt mir ein Smartphone und auch eine teure Kamera nichts.
Dann kommen Ergebnisse raus wie im Titelbild.
So in der Art hatte ich wirklich einen Flyer in der Hand.
Da hilft dann auch kein guter Verkaufstext mehr.
Deswegen will ich, in diesem Artikel, ein kleines Beispiel anhand einer Weinflasche machen.
Wie du das Licht setzt.
Was du alles dazu brauchst.
Und wie du bei der Nachbearbeitung vorgehst.
Die Idee finden
Eine Weinflasche zu fotografieren ist jetzt bestimmt keine neue Idee.
Auch nicht mit Trauben oder anderem Beiwerk.
Es muss aber dennoch eine Idee gefunden werden, die zu dem Produkt passt.
Bei deinem Produkt kann es was ganz Anderes sein.
Dennoch will ich dich bitten, mach dir Gedanken darüber, was willst du zeigen.
In meinem Fall habe ich eine imaginäre Werbeanzeige erstellt.
Also habe ich mir Gedanken gemacht, wo ist das Bild und wo ist der Text.
Du musst keine Skizzen anfertigen.
Es hilft aber.
Einfach schnell ein Blatt Papier und grob aufzeichnen wie du es dir vorstellst.
Denn oft sind Vorstellung und Wirklichkeit zwei ganz unterschiedliche Dinge.
Funktioniert deine Skizze, wunderbar dann geht es ans Fotografieren.
Aufbau
Am besten nimmst du deine Skizze mit ans Set.
Dann positionierst du alle Objekte, so wie auf der Skizze.
Such dir deinen Kamerastandpunkt.
Am besten startest du mit dem bloßen Auge.
Finde die Perspektive, die dir am besten gefällt.
Und die das Beste von deinem Produkt zeigt.
Hierbei können auch ungewöhnliche Perspektiven helfen.
Wie sieht dein Produkt von Oben aus?
Wie sieht es ganz nah aus?
Hast du eine passende Perspektive gefunden, dann nimm deine Kamera auf das Stativ.
Als Nächstes kommt das Licht ins Spiel.
Lichtsetzung
Fang erst mal klein an.
Wie sieht die Szene aus, mit nur einem Licht?
Sieht es schon gut aus, kommen alle Features gut zur Geltung?
Bei der Weinflasche habe ich zuerst das Hintergrundlicht gesetzt, um die Flasche zu durchleuchten.
Gerade Flüssigkeiten kommen mit einem Hintergrundlicht sehr gut zur Geltung.
Sobald das erste Licht sitzt bringen wir das zweite Licht ins Spiel.
Sieht das Produkt schon mit einem Licht gut aus, dann belasse es dabei.
Mehr Licht bedeutet nicht unbedingt besser.
Bei der Weinflasche wirkte es mir noch zu flach.
Auf der Vorderseite passierte noch nicht so viel.
Deswegen platzierte ich ein zweites Licht, das Hauptlicht.
Das Hauptlicht kommt von links Vorne.
Dieses Licht erhellt die linke Seite der Flasche.
Ebenso bildet es einen leichten Verlauf und gibt der Flasche eine Rundung.
Ein schöner Nebeneffekt ist der Reflex auf dem Glas.
Es soll ja nach Glas aussehen. ;-)
Das Ergebnis mit dem zweiten Licht, hat mir schon besser gefallen.
So ganz glücklich war ich aber immer noch nicht.
Die rechte Vorderseite war mir noch zu dunkel.
Deswegen benutze ich einen Reflektor mit der silbernen Seite und etwas Styropor, speziell für die Trauben.
So wurde die Seite etwas aufgehellt.
Das dritte Licht sollte die Flaschenform noch etwas mehr herausarbeiten.
Ein sogenanntes Streiflicht.
Wie bei Menschen auch, kann so ein Streiflicht die Form besser betonen.
Lichtequipment
Du denkst dir jetzt bestimmt, oje drei Lichter das kostet doch richtig.
Nein.
Die Lichter mit denen ich gearbeitet habe sind Dauerlichter.
Diese können bei Amazon für 100- 200 Euro gekauft werden.
Meist sind dort noch drei Stative und drei Softboxen dabei.
Für eine einmalige Sache ist das definitiv zu teuer.
Wenn du jedoch mit dem Gedanken spielst, öfters Produkte zu fotografieren, lohnt es sich.
Nachbearbeitung
Ein wichtiger Part ist die Nachbearbeitung.
Viele hören hier auf.
Sie fotografieren das Produkt, schneiden es grob zu und gut.
Das verfehlt dann aber meist die Wirkung, siehe Titelbild.
Selbst ein Laie sieht den Unterschied zu einem guten und einem weniger guten Bild.
Vielleicht nicht bewusst, unterbewusst jedoch schon.
Das kann entscheidend sein, kauft er oder kauft er nicht.
Gerade wenn deine Konkurrenz die Nachbearbeitung ernst nimmt und du nicht.
Dann wird der Kunde wahrscheinlich bei deinem Konkurrenten kaufen.
Außer du hast die Killer-Argumente.
Freistellen
Ein Produkt alleine auf weißem Hintergrund kann schon Wunder wirken.
Es wirkt sauber und professioneller.
Benutz bitte nicht, aus reiner Bequemlichkeit, den Zauberstab.
Nutze lieber das Zeichenstift-Werkzeug (Shortcut P).
Es ist etwas schwieriger aber dafür exakter.
Bei diesem Werkzeug fährst du mit einem Pfad um das Objekt.
Wenn du noch nicht weißt wie du es funktioniert, dann schau dir diesen Artikel an.
Ist das Produkt freigestellt, also vom Hintergrund gelöst, dann kommt der neue Hintergrund.
Neuer Hintergrund
Es ist nicht unbedingt nötig ein neuen Hintergrund einzufügen.
Jedoch wollte ich für dieses Bild einen Neuen einfügen.
Ein rein weißer Hintergrund war mir, für dieses Bild, nicht genug.
Es sollte ein leichter radialer Verlauf sein.
Und ein Untergrund auf dem die Flasche steht.
Du kannst es bei dir ähnlich anlegen.
Für den Untergrund habe ich eine einfache weiße Fläche genommen.
Diese entspricht, von der Höhe, in etwa dem original Hintergrund.
Auf einer zweiten Ebene habe ich dann den radialen Verlauf angelegt.
Doch zu erst habe ich eine hellgraue Fläche angelegt und auf einer separaten Ebene den Verlauf.
Dazu benutzt du am besten das Verlaufswerkzeug.
Durch die separate Ebene kannst du den Verlauf verschieben.
So kannst du Später noch eine andere Position wählen, ohne den Verlauf neu zu zeichnen.
Damit der neue Hintergrund besser ins Bild passt hab ich etwas Rauschen darüber gelegt.
Fülle eine leere Ebene mit 50% Grau und geh dann unter Filter>Rauschfilter>Rauschen hinzufügen.
3% sollten genügen, danach stellst du die Füllmethode auf Weiches Licht.
Kontaktschatten
Noch sieht es ziemlich nach Photoshop aus.
Also brauchen wir einen Schatten.
Jedes Objekt das fest auf dem Boden steht hat einen Kontaktschatten.
Einen rein schwarzen Schatten gibt es nicht.
Auch in der Natur nicht.
Ein Schatten hat eine Farbe.
Dieser kann je nach Objekt, Umgebung usw. verschieden sein.
Wenn du dir das original Bild anschaust, siehst du eine Reflexion am Boden.
Diese solltest du imitieren.
Hier habe ich ein kleines Stück vom Flaschenboden ausgeschnitten.
Dann gespiegelt und so hin gebogen das es gut an die Flasche passt.
Die harten Kanten noch etwas weicher gestaltet mit dem Radierer und einer weichen Kante.
Für ein harmonischeres Bild kannst du die Ebene weichzeichnen und die Deckkraft minimieren.
Bei den Trauben bin ich ähnlich vorgegangen.
Jedoch ist hier der Schatten mit dem Pinsel gemalt.
Ein bloßer Schatten reicht hier allerdings nicht aus.
Wie im original Bild solltest du die Lichter hinzufügen.
Ebenso die Schattenfarbe ändern um es realistisch wirken zu lassen.
Nicht Aufgeben, auch ich musste öfters Probieren um es passend zu bekommen.
Ebenso benutz den Weichzeichner nur ganz dezent.
Die Schatten sollen nicht komplett weichgezeichnet werden, das sieht oft unnatürlich aus.
Wenn du den Pinsel benutz, gehe im Fluss auf 10-20% und bei der Deckkraft auf 70-100%.
So kannst du dich leichter herantasten.
Weißabgleich, Farbe und Kontrast
Wenn du fertig bist, geht es an die Farbwirkung.
Wie ist der Weißabgleich?
Musst du vielleicht noch etwas korrigieren?
Je nachdem, wie du das Bild fotografiert hast, ist das Bild vielleicht zu Bläulich oder Gelblich.
Dann musst du den Weißabgleich korrigieren.
Das kannst du in Photoshop über Bild>Korrekturen>Farbbalance.
Auch wenn du denkst es passt schon, spiel etwas damit herum.
Vielleicht siehst du dann, dass es doch noch nicht passt. ;-)
Stimmt der Weißabgleich, dann bring etwas Farbe rein.
Über Bild>Korrekturen>Farbton/Sättigung geht das ganz einfach.
Übertreib es aber nicht, es soll kein Popart-Werk werden.
10 oder 15 mehr Sättigung reicht meist schon aus.
Zum Schluss kannst du den Kontrast erhöhen.
Das gibt mehr Biss ins Bild.
Hier auch wieder, nicht übertreiben.
Die Schatten sollten nicht schwarz zu suppen.
Ebenso die Lichter, diese sollten nicht rein Weiß werden.
Ist alles nach deinem Geschmack?
Dann frag andere Personen nach ihrer ehrlichen Meinung.
Ich verliere mich auch ab und an in der Gestaltung.
Dann kann eine andere Meinung und Sichtweise Wunder bewirken.
Am besten Personen die sich mit Design und Fotografie beschäftigen.
Sag der Person worauf es dir ankommt bei dem Bild.
Fazit
Es ist kein Hexenwerk ein gutes Produktbild zu erstellen.
Ein bisschen Übung ist natürlich erforderlich.
Das obere Beispiel ist auf eine Weinflasche bezogen.
Jedoch kann die Vorgehensweise auf alle Produkte angewandt werden.
Schärfe deinen Blick.
Schau dir verschiedene Produktbilder an.
Schreib dir auf, was dir an den Bilder gefällt.
Genauso, was dir nicht gefällt.
Dadurch bekommst du mehr und mehr ein Gespür, was funktioniert und was nicht.
Dann setzt es bei deinem nächsten Shooting um.
Nun wünsche ich dir viel Spaß bei deinem nächsten Produkt-Shooting.
Keine Angst vor der Technik.
Solltest du Fragen haben, schreib mir einen Kommentar.
Fandest du den Artikel hilfreich, dann teil ihn gerne mit Freunden.
Schöne Grüße
Stefan